Ein echter Schängel... ... bin ich zwar nicht, denn auf hamburgisch übersetzt bedeutet es "Koblenzer Jung" bzw. "Koblenzer Deern" und dennoch hatte ich einen ungemütlichen Nachmittag lang die Ehre und das Vergnügen beim 2. Niko-Drachen-Cup als Aushilfs-Paddler zum Drachenboot-Team "Schaengel-Express" aus Koblenz zu gehören. Da wir, der "Alsterexpress", als gastgebende Mannschaft des ACC uns auf die Organisation und Durchführung der Regatta beschränkten und kein eigenes Team ins Rennen schickten (der ACC war ja trotzdem durch die "Praktikanten" hervorragend vertreten), kam einigen Paddlerinnen und Paddlern aus unserem Team die Aufgabe zu, Gastmannschaften als Leih-Paddler zu verstärken. Beim Boarding gab es noch die eine oder andere Stimme, die angesichts des Wetters ("In Koblenz scheint jetzt die Sonne, wessen Idee war das eigentlich, nach Hamburg zu fahren?") an der Richtigkeit des Unternehmens zweifelte, doch kaum auf dem Wasser, war jede Skepsis verflogen. Und nachdem wir für den "Praktikanten" Albert noch den Shuttle-Service zu seinem Boot spielen durften (incl. Umsteigen auf dem Wasser, versteht sich), ging es endlich auf die 9.000 m lange Strecke des Verfolgungs-Rennens. Die Taktik war so genial wie einfach: Als achtes Boot starten und als erstes ins Ziel kommen, um vor allen anderen die wenigen vorhandenen Duschen genießen zu können. Sobald ein Boot vor uns in Sicht kam, sollte mit maximalen Druckschlägen ein Sprint eingelegt werden, bis das entsprechende Boot überholt und abgehängt worden war. Ich war mir nicht sicher, ob die Koblenzer wussten, was sie da taten und es gab nur zwei Möglichkeiten: Entweder würde die Strategie funktionieren oder wir würden bei einem Überholmanöver komplett einbrechen. Bereits vor der Krugkoppelbrücke hatten wir zwei Teams überholt, auf der Außenalster bis zur Wende am Weihnachtsbaum dann ein weiteres. Nach zwei Dritteln der Strecke drohten mir beide Arme abzufallen. Doch angetrieben von der hervorragenden Koblenzer Steuerfrau, die das Boot stets auf Ideallinie hielt (O-Ton: "Wir wollen nicht rollen, sondern stampfen!"), kämpften alle und gingen weit über ihre Grenzen hinaus. Das Boot lief wie aus einem Guss und zurück im Kanal hieß es dann "Endspurt!". Am Ende liefen wir mit wenigen Metern Rückstand als zweites Boot ins Ziel ein und die hervorragende Zeit von 48:08 min. sicherte dem "Schaengel-Express" den 2. Platz in der Gesamtwertung "Mixed". Besonders beeindruckend war für mich der Team-Spirit, der im Boot spürbar war und diese tolle Platzierung erst möglich machte. Das Team vom Deutschen Eck, wie unser "Alsterexpress" ein Breitensportteam, hatte sich aber nicht nur auf dem Wasser sportlich gezeigt. Ganz nebenbei hatten die Schängel die mit Abstand weiteste Anreise (530 km) gehabt und bei Glühwein und Bratwurst nach dem Rennen bewiesen, dass es auch im Dezember bei widrigen Bedingungen möglich ist, Karnevalsstimmung aufkommen zu lassen: "... On wenn em och dä kalte Wend / Als dorch dat Bexje bläst / Et niemals dä Humor verleert / Dä Kopp nie hänge lässt ... (Auszug aus: "Dat Kowelenzer Schängelche", inoffizielle Koblenzer Hymne, ursprünglich 1914 als Karnevalslied komponiert; Text: Josef Cornelius, Musik: Carl Wilhelm Kraehmer). Also, liebe Koblenzer, in diesem Sinne sehen wir uns hoffentlich zum 3. Niko-Drachen-Cup 2012 wieder! Markus U. (Alsterexpress) zurück zur Übersicht